20 Jahre Leerstand haben nicht nur an den Gebäuden ihre Spuren hinterlassen ...

Es ist schon eine schaurige Atmosphäre, die von einem verlassenen Sanatorium ausgeht. Man bekommst zwangsläufig eine Gänsehaut, wenn man das zugewachsene, große Gelände und die zahlreichen verlassenen Gebäude erforscht. In den verfallenen Räumlichkeiten spürt man regelrecht die persönlichen Schicksale, die sich einst hier abgespielt haben mögen.

Zusammen mit den mysteriösen Umständen, unter denen das Heim im Jahre 1984 geschlossen wurde, ist diese Atmosphäre die optimale Keimzelle für Gerüchte, Legenden und Schauermärchen aller Art.

 

Gerücht 1: Bei dem Brand im Haupthaus 1984 handelte es sich um Brandstiftung

Es ist ziemlich sicher, dass im Treppenhaus absichtlich Feuer gelegt wurde, da Brandbeschleuniger gefunden wurden. Es passt außerdem ins Bild, dass erst zwei Wochen zuvor die Kinder in andere Heime gebracht wurden. Jedoch wurden die Täter niemals gefasst.

 

Gerücht 2: Zur Kinderheim-Zeit ging nicht alles mit rechten Dingen zu

Da ist was dran. Das Kinderheim wurde 1984 aufgrund nicht eingehaltener Auflagen des Landessozialamtes geschlossen. Insbesondere die baulichen Zustände wurden kritisiert. Laut Zeitzeugen war beispielsweise der Heizkessel "eine Bombe, die jederzeit hochgehen konnte" - ordentlich repariert wurde er nicht. Auch die Köchin musste mit 3,75 DM pro Person auskommen. Zur selben Zeit war Heimeigentümer Cornelius Helferich außerdem in mehrere Gerichtsverfahren verwickelt, die später allerdings wegen seiner andauernden Verhandlungsunfähigkeit allesamt eingestellt wurden (vgl. "Der Spiegel" 15/1983 vom 11.04.1983).

 

Gerücht 3: In dem Sanatorium wurden Experimente an den Insassen vorgenommen

Wahrlich DER Gerüchte-Klassiker, wenn es um verwaiste Pflegeeinrichtungen geht - aber es wäre ein wenig zu weit hergeholt. Mir berichtete beispielsweise jemand von Forschungen gegen Lepra aufgrund einer gefundenen Kinderzeichnung, die einen Ameisenbär darstellen sollte - das einzige Tier, welches ebenfalls an Lepra erkranken kann. Dieses Beispiel zeigt deutlich, auf welche Weise Gerüchte entstehen. Ich halte das gemalte Tier schlichtweg für ein Pferd oder einen Hund.

 

Gerücht 4: Es gab Missbrauchsfälle im Kinderheim

Im Internet kursieren Zeitungsmeldungen über einen "Goslarer Missbrauchsprozess", laut denen ein Psychologe mehrere Jungen in einem Kinderheim in Goslar über Jahre hinweg sexuell missbraucht haben soll. Das entsprechende Urteil wurde 2005 verhängt. Da von zahlreichen verjährten Fällen die Rede ist und außerdem in Goslar einzig das Königsberg-Sanatorium als Kinderheim existiert(e), führte dies wohl zu dem Gerücht, dass diese Ereignisse sich dort zugetragen haben sollen. Fakt ist jedoch, dass die journalistische Arbeit hier etwas ungenau war. Tatort war nämlich ein psychotherapeutisches Kinderheim in Wolfshagen/Langelsheim, nur einige Kilometer entfernt.

 

Gerücht 5: Auf dem Gelände sind Kinder verschwunden

Ebenfalls ein Klassiker. Eine andere Person berichtete von Kindergräbern auf dem Grundstück. Für all diese Gerüchte fehlen mir jegliche Beweise. Allerdings harmonieren diese Thesen wunderbar mit Gerücht 6 ...

 

Gerücht 6: Im Sanatorium spukt's!

Tatsächlich erzählten mir mehrere Besucher des Geländes unabhängig voneinander entweder von merkwürdigen, sich physikalischen Gegebenheiten widersetzenden Klopfgeräuschen oder von deutlich vernehmbaren Kinderstimmen bzw. Kinderlachen. Manche Personen beteuern auch, dass sie niemals wieder dieses Grundstück betreten wollen, weil sie das Gefühl hatten, sie wären dort nicht alleine gewesen. Ich würde derartige Phänomene eher der generell schaurigen Atmosphäre zuordnen, die die eigene Phantasie beflügelt. Allerdings erlaube ich mir dazu kein endgültiges Urteil, sondern zitiere aus einer der zahlreichen Zuschriften: "Es gibt etwas dort oben". Wer es herausfinden möchte, sollte sich nachts auf den Weg machen. Allein.

 

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